35. Internationales BMW 503-Treffen 2024 in Altötting

27.- 30. Juni 2024

Nach Altötting in Oberbayern reisen üblicherweise streng gläubige Katholiken, um der dortigen Gnadenkapelle einen Besuch abzustatten. Da sie solches gerne, oft und in grosser Zahl tun, nennt sich das Wallfahren. Ende Juni 2024 aber pilgerte eine Gruppe begeisterter BMW 503 Fahrer an diesen berühmten Ort, denn Susanne Heilmann und Michael Beier luden zum traditionellen Treffen des BMW 503 Freundeskreises ein. Es war dies das 35. Treffen, kaum zu glauben aber wahr! 21 Fahrzeuge, 503er und einige andere BMWs von 503 Freunden (und ein ADAC-Ersatzfahrzeug…) machten sich auf die Fahrt nach Oberbayern. Wie es sich im Sommer 2024 gehörte, öffnete der Himmel auf der Hinfahrt zwischenzeitlich sämtliche Schleusen, so dass man sich eher in einem U-Boot denn wie in einem Auto fühlte. Aber etwas (Selbst-)Kasteiung muss auf einer Pilgerfahrt wohl sein… Nach Ankunft im schön gelegenen Hotel «Münchner Hof» (ein ehemaliges Chorherrenstift) am Kapellplatz und dem freudigen Wiedersehen mit «alten» Freunden waren die Strapazen der Anreise schnell vergessen, und das Treffen konnte beginnen. Susanne und Michael begrüssten uns beim traditionellen Aperitif, verteilten die Startnummern, die Roadbooks und die Geschenke (interessant: anstelle der sonst üblichen zwei Flaschen Wasser fanden sich zwei Biere und eine kleine Flasche Wein in der Tüte! Wir waren halt in Bayern…). Ein feines Abendessen, anregende, freundschaftliche Gespräche und ein Schlummerbecher im Freien (Petrus war ab jetzt dem Treffen gut gesinnt) liessen die Stunden wie im Flug vergehen.

Zeitig aufstehen hiess es am Freitag, um 8.45 Uhr mussten wir aus der Tiefgarage los in Richtung Bayrisches Alpenvorland. Wer noch etwas verschlafen in die Garage ging, wurde spätestens dort durch einen Alarm geweckt: der Schadstoffsensor im Parkhaus ist wohl nicht mehr an Autos ohne Katalysator gewöhnt… Glücklicherweise wurden weder ein Feuerwehreinsatz noch eine Sprinkleranlage ausgelöst!

Die abwechslungsreiche Fahrt führte uns durch viele kleine Orte und über Berg und Tal bis wir alle schliesslich um 10.00 Uhr beim «EFA – Mobile Zeiten-Automobilmuseum» in Amerang eintrafen und daselbst eine Führung durch die beeindruckende private Sammlung erhielten. So erfuhren wir vom Enkel des Sammlers persönlich, wie man es zu solch einem Museum bringt: Ernst Freiberger Senior war einer der grössten Eiskrem Produzenten Deutschlands und hatte während der olympischen Sommerspiele 1974 in München das Monopol (!) für den Eisverkauf im Umfeld der Spiele. Zu seinem 60. Geburtstag schenkte ihm seine Frau (verdient auch ein Ausrufezeichen!) einen Mercedes Oldtimer und infizierte ihn damit mit einem Virus, das wir alle mehr oder weniger kennen. Innerhalb von nur zwei Jahren kaufte sich Herr Freiberger eine stattliche Anzahl Autos (auch die Ikonen von BMW wie 328, 507 und M1 fehlen nicht) und baute sich anschliessend auch gleich ein eigenes Museum, um seine Schätze zu präsentieren. Viel gab es zu sehen und zu bestaunen, schliesslich siegte aber der Hunger über den Wissensdurst und wir durften uns bei einem Weisswurstessen stärken (natürlich rechtzeitig vor 12.00 Uhr, denn Bayerische Weißwürste dürfen ja bekanntlich nicht das Zwölf-Uhr-Läuten hören. Wir gaben unser Bestes!). Die anschliessende Fahrt führte uns in die Berge auf die Deutsche Alpenstrasse und zu Kaffee und Kuchen in der Villa Mittermaier, wo die letztes Jahr verstorbene Skirennfahrerin Rosi Mittermaier als Kind lebte. Untypisch für den Sommer 24 suchten für einmal alle Schutz vor der Sonne (und nicht vor dem Regen) unter einem Schirm, denn die Nachmittagssonne schien nach Kräften vom Himmel, und manche Verdecke wurden zwecks Schatten geschlossen. An der Chiemgau-Arena (einem Biathlon Stadium) vorbei ging es zurück in Richtung Altötting, die gesamte Fahrt war rund 190 km lang. DAEAF – Duschen, Aperitif, Essen, Absacker, Freundschaftspflege: das war das Programm nach Rückkehr im Hotel.

Der Samstag begann wie der Freitag: Glockengeläut um 6.00 Uhr, Sonne, frühes Frühstück, Alarm in der Tiefgarage und Abfahrt um 8.45 Uhr. Auch heute war die Strecke wieder passend für unsere 503er ausgesucht und bot viel Abwechslung. So durchfuhren wir unter vielen anderen Orten die Ortschaft Burghausen mit der weltweit längsten Burganlage (rund 1 km Länge) und einem Projekt zur Aufzucht von Waldrappen (das sind keine schwarzen Pferde unter Bäumen, sondern Vögel). Über die Salzach fuhren wir nach Österreich, was unserem Treffen einen noch internationaleren Touch gab. Nach rund 30 km im Nachbarland ging es von Oberndorf über eine historische Stahlbrücke, welche im Jahr 1901-03 vom österreichischen Kaiser Franz Josef 1. und Prinz Luitpold von Bayern erbaut wurde,wieder zurück nach Deutschland und daselbst zur Ortschaft Anger, genauer zum «Hans-Peter Porsche Traumwerk». Hinter dieser kryptischen Bezeichnung verbirgt sich ein architektonisch spannend gestaltetes Museum eines Enkels von Ferdinand Porsche, der sich dem Sammeln von Modelleisenbahnen und altem Blechspielzeug verschrieben hat. Zwei Führerinnen zeigten uns die umfangreiche, sehr schön präsentierte Ausstellung, die voller kleiner Preziosen ist. Wunderschöne, liebevoll gestaltete Blechspielzeuge, die wohl schon immer für die Meisten unerschwinglich waren, und eine eindrückliche Sammlung von Modelleisenbahnen samt einer funktionierenden, riesigen Anlage mit bis zu 60 Zügen der Spur HO zogen auch uns «Autophile» in ihren Bann. Ein paar wenige Autos dürfen natürlich im Museum eines Abkömmlings der Familie Porsche nicht fehlen, es sind aber in der Tat recht wenige. Ein Museum, das einen Besuch aber dennoch auf jeden Fall lohnt. Eine kurze Fahrt brachte uns zum «Landgasthof Helminger» zum Mittagessen, welches wir in einem lauschigen Garten zu uns nahmen. Nach dem Beantworten eines Fragebogens zu Themen rund um die Marke BMW ging es bestens verpflegt auf die letzte Etappe zurück nach Altötting, wo wir Mitte Nachmittag eintrafen und uns anschliessend zu einer «Stadtführung der Sinne» trafen. Nach Erläuterungen zur Gnadenkapelle, dem Ursprung des Wallfahrtsortes Altötting, erfuhren wir Vielerlei zu Gewürzen bei der Gewürzhandlung eines gewissen Herrn Schuhbeck (ja genau, der Herr sitzt momentan ein) und auch Wissenswertes zu Weihrauch durfte an einem solch heiligen Ort nicht fehlen. Der Schreibende als Inhaber eines roten Passes verliess die Führung etwas früher, galt es doch, sich für das Achtelfinalspiel «Italien-Schweiz» vorzubereiten. Die zweite Halbzeit fiel mit dem Beginn des Festabends zusammen, dank «Mäusekino» auf dem Mobiltelefon liess sich aber der weitere Spielverlauf diskret verfolgen und der Sieg der Schweiz (2:0, das sei hier nochmals festgehalten) feiern. Ein dekorativ servierter Aperitif läutete den Abend ein und die Organisatoren Susanne und Michael durften den besten Kennern der Marke BMW (gemäss den Resultaten der Fragebogen) alkoholische Preise übergeben. Der überragende Sieger war Wolfgang Schneider und selbst der Autor dieser Zeilen schaffte es trotz wenig überhaupt beantworteter Fragen auf den 3. Platz, was doch auf verbreitete Wissenslücken zu BMW innerhalb unseres Freundeskreises schliessen lässt… Auch ein Pechvogelpreis und eine Anerkennung für die längste Anfahrt wurden vergeben. Es war nun an Franz Schöfmann, den Organisatoren im Namen aller Teilnehmenden zu danken für die Durchführung dieses entspannten, schönen Treffens. Wir alle haben die Tage in Oberbayern genossen und einmal mehr bewies unser Freundeskreis, dass er nicht nur so heisst, sondern Freundschaften auch wirklich pflegt.

Nach dem Abendessen mussten für Deutschland die Daumen gedrückt werden, gegen Dänemark musste die Nationalelf antreten, was sie dann dank unserer moralischen Unterstützung auch siegreich tat (ebenfalls mit 2:0, ganz nach dem fussballerischen Vorbild Schweiz).

Ein herrlich warmer (und trockener) Sommerabend lud dazu ein, den Abend in allgemeiner automobiler und fussballerischer Zufriedenheit ausklingen zu lassen. Der vielbesungene «harte Kern» (den die Stammleser meiner Berichte sicher schon vermisst haben) machte seinem Namen alle Ehre und sass noch lange gemütlich beisammen. Ein stimmungsvoller Abschluss eines einmal mehr in jeder Hinsicht gelungenen Treffens.

Herzlichen Dank an die Ausrichter Susanne Heilmann und Michael Beier, wir denken gerne an die Tage bei Euch zurück.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Franz Schöfmann seinen «Film-503er» dieses Jahr das erste Mal mit einem Hardtop präsentierte. Dieses ist ein Unikat und wurde wohl von Heinz Landzettel selig in Italien bei der Firma Marbert S.r.l. in Auftrag gegeben. Franz hat das Hardtop restaurieren und an seinen 503er anpassen lassen. Ein ungewohntes Bild, ein 503 Cabrio mit Hardtop.

Und ganz zum Schluss noch dies: das 36. BMW 503 Treffen wird 2025 im Münsterland bei Manfred und Janik Feldhaus stattfinden.

Beat Gontersweiler