9. internationales BMW 503-Treffen

Bericht vom k. u. k.-Treffen der BMW 503 vom 25. – 28. Juni 1998 in Baden bei Wien

k&k

kulturell & kulinarisch
kompetent & knifflig
köstlich & kurzweilig

Baden war seinerzeit Sommerresidenz des österreichischen Kaiserhofs und auch der „Freundeskreis BMW 503“ durfte sich heuer hier „kaiserlich und königlich“ erquicken. Weil wir aber ganz unpolitisch bleiben wollen, soll das historische k. u.-k. in diesem Bericht andere Bedeutungen haben.

Erwartet wurden die Teams am Donnerstagnachmittag von Alexandra Schwarz in dem mit einem Renaissance-Schloss zusammengebauten, im schönen Park „Rosarium“ gelegenen „Hotel Schloss Weikersdorf“ im Kurort Baden bei Wien.

Beim abendlichen Begrüssungscocktail auf der Hotelterrasse herrschte allerseits große Freude, „unseren“‚ 503-Designer Albrecht Graf Goertz wieder empfangen zu dürfen. Nach dem Diner horchten beim Kommentar von Herrn Wohlmann zur umfangreichen Unterlagen-Mappe einige Langstrecken-Rallyefahrer auf, als er ankündigte, der samstägliche Ausfahrts-Abschnitt zwischen Jause und Mittagsrast sei im Stil des Sportleiters Höllstern vom BMW VC D angelegt …

   k. u. k. – Freitag: kulturell und kulinarisch

Auf dem Freitags-Programm standen jedoch noch keine BMW-Aktivitäten, sondern zuerst eine Busrundfahrt zu den prächtigen Wiener Sehenswürdigkeiten. Imposant war aber schon der absolut unerwartete, herzliche Empfang vor dem Bus durch das clubweit bekannte 700er-Rallyeteam von Helga Müller, das sich bei einem zufälligen Wien-Aufenthalt für heute der Gruppe anschloss. Auf der Fahrt zum Zentrum wurde uns beim weltbekannten Schloss Schönbrunn Zeit für einen kurzen Spaziergang in den großartigen barocken Schlossgarten eingeräumt. Dies, wie auch die anschliessende Rundfahrt auf dem „Ring“ mit der Erläuterung zu den fast unzähligen historischen Gebäuden und Denkmälern, konnte nur als Appetithäppchen und Einladung zu einem ausgedehnteren Aufenthalt in Wien empfunden werden.

Nach einer Fahrtunterbrechung beim Stephansdom für einen individuellen Altstadtbummel überquerten wir die Donau, um in den Donaupark auf der Insel zwischen der alten, stillgelegten und der neuen, fliessenden Donau zu gelangen. Dort beförderte uns der Lift im Donauturm auf 150 m Höhe, wo wir aus dem sich langsam um die Achse drehenden Panorama-Restaurant den unendlich weiten Blick über Wien während des Mittagessens ausgiebig geniessen konnten. Damit erübrigte sich eine Fahrt zum bekannten Aussichtspunkt Kahlenberg nordwestlich von Wien. Am Nachmittag wurde unsere Gesellschaft zum Hundertwasser-Haus geführt, mit welchem 1984 der gleichnamige, international bekannte Maler und Grafiker in einem Komplex von Sozialwohnungen seine Vorstellungen des Einbezugs der Umwelt in die Architektur verwirklichen durfte. Jeder wurde aufgefordert, sich seine eigene Meinung zu diesem Monument moderner Kunst zu bilden. Über etwas, das ich noch nie verstanden habe, mochte ich mich nicht äußern, aber vielleicht wollte Sankt Petrus seine ebenfalls altmodische Ansicht kundtun, als er vernehmlich donnern liess, jedoch auf eine Dusche verzichtete. Auf der Rückfahrt nach Baden lernten wir, dass man es vermeiden sollte, am späteren Freitagnachmittag Wien auf der Strasse verlassen zu wollen.

Gehört hatte ich schon oft vom „Heurigen“ und vom „Gumpoldskirchner“, der seinerzeit von Hans Moser besungen wurde. An diesem Abend durften wir diese Atmosphäre im nahen Gumpoldskirchen nun selber erleben. Die meisten Heurigen-Schenken, „Buschenschank“ genannt, sind keine Restaurants, sondern gehören Winzern, die in ihren Höfen, Kellern oder Häusern ihren selbstgekelterten Wein und kalte Speisen auftischen dürfen. Für uns wurde ausnahmsweise sogar noch ein Teller Warmes gebracht. Bei dem weiter anhaltenden Wetterglück unterhielt uns im Garten ein Ziehharmonikaspieler mit volkstümlichen Weisen und die holden Weiblichkeiten durften sich intensiver Konversation mit Graf Goertz erfreuen. Am selben Abend begann in der Parallelgasse das örtliche Weinfest, von dessen Stimmung man sich auf einem Spaziergang noch eine Prise holen konnte, bevor uns der Bus zurück ins Hotel brachte.

   k. u. k. – Ausfahrt: kompetent und knifflig

Als ich mich am Samstagmorgen kurz vor der auf 9 Uhr angesetzten Startzeit auf den Schlossparkplatz begab, herrschte um die 17 dort versammelten 503er schon ein emsiges Treiben und bereits wurden die Dienste des hilfsbereiten Clubfreundes Emmerich Wegerer eifrig beansprucht, der sich für den Pannendienst auf dieser Ausfahrt verdankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte.

In einem von der BMW Mobile Tradition gestellten, schönen 503-Coupé durfte sich Graf Goertz mit Fahrer J. Grassl für den Parcours bereitmachen.

Der Fahrtleiter verzichtete auf eine vorbestimmte Startreihenfolge, so daß wir gleich zur Hotelbrücke vorfahren und uns die erste 503-Fachfrage stellen lassen konnten. Ausgangs Baden lernten wir das aus einer Schrammel-Melodie geläufige, felsige und bewaldete Helenental kennen, immer gespannt darauf, die Abzweigung nach Heiligenkreuz nicht zu verpassen, weil das Road-Book keinerlei Distanzangaben enthielt. Vorbei am dortigen ältesten Zisterzienserkloster Oesterreichs und am Ort des 1889 die österreichische Monarchie erschütternden Dramas von Mayerling, wurden wir auf ein Stück der österreichischen Barockstrasse dirigiert. Auf pittoresken Strecken durch das Triestingtal, über den Berg Hals und via Pernitz erreichten wir am Miesenbach das Gasthaus Apfelbauer, wo wir vor dem Parkieren zuerst auf die Kenntnis unseres Reifendrucks hinten rechts geprüft wurden.

Während der Jause wurden wir durch die schriftlichen Aufgaben auf dem beim Start erhaltenen zweiseitigen Fragebogen gefordert, die sich auf verschiedene Geschehnisse des Jahres 1956 – des Produktionsbeginns unseres Fahrzeugtyps – bezogen. Bei der Frage nach den damaligen Preisen von beispielsweise ein Kilogramm Butter, fünf Kilogramm Kartoffeln, ein Liter Milch, war es schon für die älteren Teilnehmer schwierig genug, sich daran zu erinnern zu versuchen. Was aber sollten die damals noch im Vorschulalter stehenden Co-Pilotinnen einsetzen? Eine bessere Chance wurde diesen vor der Weiterfahrt geboten, als jedes Team den aktuellen Gesamtwert eines in einem Feinkostgeschäft zusammengestellten Einkaufskorbes schätzen mußte.

Gut erholt nahmen wir den nächsten, als besonders vertrackt angekündigten Abschnitt der Ausfahrt in Angriff, der vorerst über den Berg Ascher und durch den Ort Puchberg Richtung Neunkirchen führte. Bei der Ausfahrt aus Sieding beachteten manche die Tafel „Sackgasse“ an der Strasse Richtung Gadenweith, Thann nicht, auf die mich meine Co-Pilotin noch rechtzeitig aufmerksam machte. Diese Tafel überraschte mich aufgrund des vorgängigen Kartenstudiums mit der Lupe nicht, aber unerwartet war, dass der an dieser Stelle abzweigende, unscheinbare einspurige Fahrweg keinerlei Flur- oder Zielbezeichnung nach dem Ort Bürg aufwies. Die Anwohnerinnen bestätigten jedoch sofort meine Vermutung.

Die nächste Versuchung, eine schönere Strasse anstelle einer unbedeutenden, nicht angeschriebenen zu wählen, hatte der Fahrtleiter beim Abbiegen nach der Eisenbahnunterführung in Schlöglmühl im Tal der Schwarza „eingebaut“, zudem an einer Stelle, an welcher die Generalkarte 1:200000 schlecht leserlich war. Meines Wissens gab es aber keinen Kontrollposten mit Kamel-Stempel. Die gründlichste Nasführung gelang unserem Streckenplaner dann an der Semmeringbahn, als wir seiner Aufforderung zu folgen versuchten: „Sie fahren durch den Ort Breitenstein und biegen ca. 20 m vor dem Gasthaus Blunzenwirt rechts Richtung Reichenau ab.“ Nach dem Passieren der Ortsanfang-Tafel liessen sich wohl die meisten Teams durch ein nach rechts weisendes Schild „Breitenstein 1 km“ zum Abbiegen verleiten. Daß man geradeaus ebenfalls auf Breitensteiner Boden geblieben und zum Blunzenwirt gekommen wäre, merkten auch wir erst weit oben, als anstelle der im Road-Book avisierten Bahn-Unterführung ein Niveauübergang kam. Wie in einem ähnlichen Fall am Rallye de France wurde das Finden der richtigen Route leider nicht bewertet. Tatsächlich: Alfred Wohlmann hat sich auf dieser Teilstrecke den VC D-Fahrtleiter Höllstern bis ins letzte Detail zum Vorbild genommen. Damit man trotzdem Strafpunkte sammeln konnte, mussten unterwegs noch drei Objekte gefunden und korrekt registriert werden.

Vor der Mittagspause im hoch über Reichenau liegenden „Gasthof Flackl“ testete Frau Schwarz noch die Manövrierkunst der Piloten mit dem rechtwinklig RückwärtsAbdrehen und mittig zwischen zwei Stangen einparkieren. Damit war eine genügend reichhaltige Strafpunktsammlung zusammengekommen, um den Computer eine klare Rangliste errechnen zu lassen.

Ob man dem Versprechen wohl trauen durfte, das dritte Teilstück bis zum Ziel werde harmlos sein, wenn es gleich mit dem Höllental begann ? Dieses liegt zwischen den Hausbergen der Wiener, dem Schneeberg (2076 m) und der Raxalpe (2007 m), und wer so kurvige Strecken gern hat, konnte sich daran diabolisch freuen. Wer jedoch erwartete, dass mit dem gegensätzlichen Flurnamen Klostertal, das wir über den nächsten Paßübergang anpeilten, himmlische Freuden bevorständen, hatte sich in der Art derselben getäuscht. Wir kamen nämlich in einen Wolkenbruch, der einige Teilnehmer eine Unterstellmöglichkeit suchen ließ.

Glücklicherweise war auf dem folgenden Parcours der Hagelzug schon niedergegangen, denn die respektablen Wehen am Strassenrand liessen erahnen, vor welcher Mißhandlung unsere Karosserien verschont blieben. Die mustergültige Organisation unseres Fahrtleiters sah nach den 220 Kilometern der Ausfahrt zwei Zielankunfts-Varianten in Baden vor. Bei Schönwetter in der noblen Ambiance des Kurparks vor dem ersten und ältesten Spielcasino Österreichs, bei Schlechtwetter vor unserem Hotel. Es mußte aber eine dritte, eine Katastrophen-Variante improvisiert werden, weil unser Schloßparkplatz, knöcheltief unter Wasser stand.

   k. u. k. – Abend: köstlich und kurzweilig

Vor dem delikaten Gala-Buffet konnten sich 19 Besitzer von 503ern mit ihren Gefährtinnen, zusammen mit Graf Goertz, bereits wieder nach Schönwetter-Variante auf der Hotelterrasse zum Apéritif treffen und sich an den Klängen einer Zitherspielerin erfreuen. Beim Rückblick auf den Ablauf des Treffens mußte Herr Wohlmann noch Nachholbedarf an Österreich-Kenntnissen bei den Teilnehmern feststellen, denn keiner hatte als Bundespräsidenten des Jahres 1956 richtig Theodor Körner bezeichnet. Besonders lobend würdigen konnte er hingegen Freund Ludwig Alter, der mit seinem BMW 327 bis an diesem Morgen an der Österreichischen Alpenfahrt engagiert war, sich sein 503-Cabrio an deren Ziel bringen ließ und so in der Mittagspause zu uns stieß.

Bei der Rangverkündigung durfte jeder Teilnehmer, beginnend beim Letztplacierten bis zum Viertrangierten, eine CD vom diesjährigen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker mit Strauss-Melodien entgegennehmen. Die zuletzt Aufgerufenen, „Newcomer“ Lutz Janssen als Dritter, „Dienstältester“ Hanskonrad Schaer als Zweiter und Dr. Hans Dieter Schwertfeger als Sieger wurden mit je einer in Ton gebrannten und glasierten Tafel ausgezeichnet, die ein gelbes 503-Coupe und ein rotes 503-Cabriolet aus der Original V8-Werbebroschüre zeigen. Die Hochspannung war damit aber noch nicht zu Ende, blieb doch noch offen, ob sich jemand zur Ausrichtung des nächstjährigen 503-Treffens anerboten hat und damit den Wanderpreis für ein Jahr übernehmen darf. Mit Akklamation wurde die Mitteilung von Klaus Dieter Frers aus Dellbrück (Deutschland) aufgenommen, daß er für 1999 ins Sauerland einladen werde.

Für dieses Jahr möchte ich im Namen aller Teilnehmer unseren Organisatoren Alfred Wohlmann und Alexandra Schwarz für die in bester Erinnerung bleibende Veranstaltung recht herzlich danken, die unter der Donaumonarchie eine vortreffliche Empfehlung für die Ernennung zum „k. u. k. – Hoflieferanten“ gewesen wäre.

Hanskonrad Schaer

Beim Samstags-Apéritif dürfen sich Ehrengast Graf Goertz und dsa Organisatorenpaar Alexandra Schwarz und Alfred Wohlmann über die gelungene Veranstaltung freuen.