16. internationalers BMW 503-Treffen

vom 16.-19. Juni 2005 in Hameln

Vorwort

Zum 50. Geburtstag des BMW 503 oblag es dem Ehepaar Klaus und Karin Steffens ein besonderes Treffen in ihrer lieblichen Heimat im Kreis Hameln-Bad Pyrmont auszurichten. Und man könnte sagen, fast alle kame (30 Teams aus vier Nationen).
Schon im Vorfeld konnte man schon Ende des letzten Jahres ahnen, daß uns ein weiteres ganz perfekt organisiertes Treffen bevorstehen sollte.
Bis zu Start-Nr. 13 wurden diejenigen Teams eingeteilt, die sich zu den sportlicheren zählen wollten (eher wohl die Coupé- Fahrer). Bis zu den Nummern über der dreissig gehörten eher die genüßlicher fahren wollenden Team, zu denen man eher Cabrio-Fahrer rechnete, die am 2. Rallye-Tag (Samstag) das volle Wetter-Glück erfahren durften.

Nach heißem Start am Freitag auf Gutshof Goertz – getrübte Freude

Der erste Ausfahrtstag führte uns bei leider noch bedecktem Wetter über für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich gut erhaltene Altstädte wie Rinteln, Schloß Bückeburg und Schloß Schaumburg zunächst nordwärts und dann gen Osten Richtung Alfeld. Klaus Steffens hatte uns ja schon am Vorabend die Mitteilung machen müssen, daß der als Highlight gedachte Besuch bei unserem 503-Designer Albrecht Graf Goertz auf seinem Gut in Brunkensen bei Alfeld erheblich beeinträchtigt werde. Unser inzwischen im 92.
Lebensjahr stehende Freund und Förderer war nämlich vor einiger zeit auf seinem Gut gestolpert und mußte sich danach mehreren Operationen unterziehen. Den Hof des Rittergutes durften wir aber doch zum Aufstellen seiner und unserer Lieblinge während unseres Mittagsimbisses benutzen. Diesen betrüblicheren Umständen entsprechend war der Himmel – wie schon seit dem Morgen – bei unserer Einfahrt in Brunkensen bedeckt und grau. Welch ein Unterschied zu unserem 1999er-Besuch, als Graf Goertz und die Sonne um die Wette strahlten. Die gut organisiert angebotene warme Suppe und natürlich alkoholfreies Getränk trösteten uns unter unseren aufgespannten Regenschirmen wenigstens etwas und mehr noch der von Goertzens charmanter Sekretärin persönlich servierte köstliche schmeckende Sandkuchen. Diese Dame war so gut gelaunt, daß sie unbedingt noch ein Foto von sich am Volant des 503 geschossen haben wollte.
Noch nie zuvor sei sie in einem Goertz-Fahrzeug gesessen.

Zur Rattenfängersage von Hameln

Mit dem zum Roadbook gehörenden Stadtplan war es anschließend kein Problem, zu dem für unsere 503er reservierten Pferdemarkt im Zentrum der historischen Altstadt zu finden. Dort gab es endlich zwischen Sonnenlicht und Schatten zu unterscheiden, was zu einem großen Andrang im beschirmten gemütlichen Straßencafé führte. Der kostümierte und flötennspielende Rattenfänger von Hameln selber rief uns dann zum illustren Stadtrundgang auf. Die Geschichte mit den Ratten aus dem Jahre 1284 sollte uns noch weiter begleiten auf diesem Treffen.
Abends war dann nach einer kleinen Busfahrt auf eine Festung über Hameln ein erneut vorzügliches Abendessen angerichtet.
Auf dem Klüt, dem 190 m hohen Hamelner Hausberg geführt, wo auf der Aussichtsterrasse der erfrischende Apéritif bald durch unerwünschte Flüssigkeit von Petri Gnaden ergänzt wurde. Im Rahmen der Informationen des Organisators zur bevorstehenden Samstag-Ausfahrt erfuhren wir bereits, daß heute morgen unser besonders langbeiniger 503-Freund, Dr. Thomas Lehner, den schnellsten Le Mans-Start realisierte. An den runden Tischen wurden angeregte Gespräche geführt und neue Kontakte geknüpft.

Goldiger Samstag

Wie es sich zu einer 50-Jahr-Feier gehört, gab sich das auf der heutigen Ausfahrt nach Süden zu erkundende märchenhafte Weserbergland ganz vom Gold der Sonne überstrahlt. Die Aufmerksamkeit und Beweglichkeit der Teilnehmer auch heute wieder mit Fragen zu in der Nähe der Chinesen-Route liegenden Sehenswürdigkeiten gefordert. So mit Frau Holle auf Schloß Hämelschenburg, Aschenputtel auf Burg Polle, Hoffmann von Fallersleben auf Schloß Corvey. Am Vormittag hatten wir die Ehre in der mondänen
schattigen Hauptallee des Kurparks von Bad Pyrmont eine erste GMP (Gleichmäßigkeitsprüfung) absolvieren zu dürfen (eine gerade Strecke von 20 m war in 4,73 Sekunden zu durchfahren).

Nachmittags im Atomkraftwerk und anschließend Stromausfall im Renaissance-Hotel

Die pittoreske Straße entlang der Weser war im Troß der 503er besonders zu genießen auf der Fahrt nach Holzminden. Zwar hatte unterwegs das spätere Siegerteam Stratmann aus Witten ausgerechnet die einzige Panne mit einem Gaszugproblem, das der ADAC notrufgemäß löste. Auf verkehrsarmen Nebenstraßen führte uns der Weg über die Schlösser Fürstenberg (Porzellanmanufaktur) und das romantische Bevern nach Grohnde zum AKW. Eine zweite GMP war dort angesagt in Form einer um ein Gebüsch herum kurvig angelegten Kurzstrecke, die in 8 Sekunden zurückzulegen war. Die Cafépause in bedrohlicher Nähe zu den übermächtig thronenden Kühltürmen reizte nicht jeden. Das war aber hoffentlich anschließend nicht Ursache und Grund für eine Strafe in Form eines außergewöhnlichen totalen Stromausfalls im Luxushotel.
Glücklicherweise war die Sauna noch warm und viele genossen das architektonisch exquisite Schwimmbad auch ohne den elektrischen Schnickschnack, der uns das Leben so angenehm macht.

Hochkarätiges aus Theater, Küche und Regie

Noch rechtzeitig gab es zwecks Verschönerung der Damen wieder Strom im Zimmer, so daß sich die illustre Festgesellschaft rechtzeitig im Saal der Zehntscheune des Hotels einfinden konnte. Bald schlurfte dort ein gebeugtes Hutzelweibchen mit mumienhaftem Gesicht am Stock in den Bankettsaal. Es forderte mit herrischen gesten den zuvorderst sitzenden Teilnehmer auf ihn beim Ausziehen der Schnürstiefel und Stricksocken behilflich zu sein, was diesem ausnehmend schwer fiel – für die danebensitzende Ehefrau kein außergewöhnliches Verhalten dieses männlichen „BM-Wesens“. Nachdem sich die Alte des schwarzen Kopftuchs, des Umhangs und der Maske unter der Assistenz des Mannes aus dem Publikum entledigt hatte, entpuppte sie sich als junge Berufsschauspielerin. In deutscher Hochsprache dieser Gegend bot sie
ein ausgezeichnetes Spektakel mit den rezitierten Tagebucheintragungen einer alten Hamelnerin im Wechsel mit dem rätischen Volk aus dem Rattenfängerjahr 1284.

Nun durften wir uns an den exzellenten Kreationen des 5-Gang-Menüs aus der prämierten Hotelküche delektieren, die zurecht als Gourmetdiner angekündigt worden waren. Die Preisverleihung nahm Regisseur Steffens vor und überreichte jedem Team als Erinnerungsgeschenk eine moderne, bunt ziselierte Rattenskulptur so recht passend zu tagsüber und jüngst Gesehenem und Gehörtem. Spezielle Preise in Form von 1:18 Modellen bekamen die jeweils drei Erstplatzierten Teams aus den beiden Klassen
(Stratmann-Gold, Rind-Silber, Dr. Lehner/Schweiz Bronze bei den Touristen und Schaer/Schweiz-Gold, Stratmann-Silber und Meier-Schweiz Bronze bei den Sportlichen).

Der Initiator und Registerführer unseres Freundeskreises BMW 503, Franz Schöfmann, dankte für die splendide Organisation des Treffens mit Präsenten aufs Herzlichste. Zur großen Überraschung aller kündigte er an, daß im kommenden Jahr das Treffen von unserem erstmalig anwesenden und begeisterten belgischen 503-Freund Jaques De Kelper, einem ehemaligen Apotheker aus Brüssel, organisiert werden möchte.

Unserer besonderen Bewunderung gilt der Leistung von Klaus Steffens und seiner Gattin, ein solch riesige, vielfältige Life-Veranstaltung pannenlos mit zweigeteilter zweitägiger Konkurrenz über die jeweils 200 kmSrecke ganz alleine organisiert zu haben: Non plus ultra! Das Ambiente war vom Feinsten (*Schloßhotel Münchhausen) auf Niveau von Villa d’Este (viele anwesende alte 503-Freunde konnten das wirklich aus gehabter Anschauung in den Jahren 1992 und 2002 beurteilen!) , aber neuestens renoviert. Porsche stellte hier seinen neuen 911er unlängst vor. Kein Wunder – und schade, daß es für uns Südländer 500-800 km von uns entfernt liegt…

Hanskonrad Schaer, CH-Arbon
Dr. Hans Dieter Schwertfeger, D-Asperg